DESIGN – EIN STÜCK ANERKANNTER KULTURGESCHICHTE

Wir versuchen – unter Hinzuziehung einschlägiger Literatur – eine Erklärung des Begriffes und einen Überblick über die Geschichte seiner Bedeutung zu geben, da wir es als unsere Aufgabe sehen, aufzuklären, um ein Bewusstsein zu schaffen für dieses Stück Kulturgeschichte ! 

Was also bedeutet Design ?

Der Entwurf und die Planung eines Produkts ist ein Prozess. In seinem Verlauf entsteht die Form meist in Wechselwirkung mit der Festlegung seiner Funktion. Damit ist nicht nur die rein technische oder ergonomische Funktion gemeint, sondern eine ganze Reihe von Funktionen: Die praktische, technische Funktion, die ästhetische Funktion und die symbolische Funktion.

Design ist eine Wissenschaft, die sich der unterschiedlichsten Methoden aus den verschiedenen Bereichen der Technik, Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften bedient.

Im Lauf der Designgeschichte wurden die Schwerpunkte unterschiedlich bewertet. Vom Funktionalismus zu Beginn des 20.Jh. bis in die 70er Jahre hinein wurde die Funktion und die technischen Erfordernisse der industriellen Massenproduktion als Maßstab genommen.

Seit Ende der 60er Jahre und besonders seit man von der Postmoderne spricht, werden verstärkt die Geisteswissenschaften zur Erklärung der Funktion herangezogen. Mit der Erkenntnis, dass Design nicht nur technische und materielle Funktionen erfüllt, sondern auch Mittel zur Kommunikation ist.

Es werden Methoden aus der Psychologie und der Semiotik eingesetzt, um den Zeichencharakter von gestalteten Objekten zu untersuchen und zu beschreiben – denn ein Stuhl ist eben mehr als nur ein Stuhl, er kann rein funktional als Sitzgelegenheit dienen, aber darüber hinaus auch eine deutliche und von allen verstandene Sprache sprechen. Er kann als Chefsessel sozialen Status dokumentieren oder als Kunstobjekt die Persönlichkeit seines Besitzers wiederspiegeln etc.

In den 80er Jahren galt plötzlich auch als Design, was als Prototyp in handwerklicher Fertigung entstand und in Galerien und Museen zur Diskussion gestellt wurde – was nicht in erster Linie technisch funktionieren, sondern Emotionen wecken sollte – was nicht praktisch, sondern schön sein wollte, und zwar nicht nach allgemeingültigen Maßstäben, sondern nach individuellen, differenzierten Geschmackmustern. So kam es konsequent und provokativ zu Grenzüberschreitungen zwischen Kunst, Handwerk und Design.

Designgeschichte ist nicht nur eine Geschichte der Dinge und ihrer Formen, sondern eine Geschichte der Lebensformen, denn das Verhältnis der Menschen zu ihren Gegenständen spiegelt besonders im 20.Jh. einen großen Teil der Kulturgeschichte wider.

In den letzten Jahren wurde vieles als „Design“ angepriesen, das gar keines war – der Begriff wurde oft missbraucht und verlor damit an Bedeutung. Wir möchten wieder ein Bewusstsein erzeugen, dass es wert ist, sich mit Dingen zu umgeben, die von Menschen entworfen worden sind, die sich etwas dabei gedacht haben. 

„Gute Ideen werden oft am Anfang verlacht, dann bekämpft und zum Schluss kopiert“

Original und Fälschung sind kein alleiniges Problem der Kunst - der Designentwurf hat in den letzten Jahren die gleiche Erfahrung machen müssen. Vor allem bei den Klassikern – wie z.B. die Modelle von Le Corbusier und Eileen Gray – gibt es einen Kampf zwischen den Herstellern, der mittlerweile oft im Gerichtssaal ausgetragen wird.

Auf der einen Seite stehen die Produzenten, die unter Wahrung der Integrität des Originalentwurfs, Lizenzen von Foundations oder Nachkommen erworben haben ( wie z.B. Cassina für Modelle von Le Corbusier, Frank Lloyd Wright, Gerrit T.Rietveld und Charles Rennie Mackintosh oder ClassiCon für Modelle von Eileen Gray ) – auf der anderen Seite gibt es Hersteller, die Kopien dieser Entwürfe produzieren, ohne Lizenz - versteht sich und viel billiger. Ein weltweit unterschiedliches Urheberrecht macht dies möglich.

Sie werden jetzt denken: „Was geht mich das an ? Warum soll ich mehr bezahlen, nur weil ein Hersteller so dumm war, teure Lizenzen zu erwerben, um diese Modelle zu vertreiben ?“ Dazu können wir entgegnen, dass es im deutschsprachigen Raum sehr wohl möglich ist, den Verkauf von Plagiaten rechtlich zu verfolgen (Cassina und ClassiCon haben diesbezüglich schon etliche Verfahren geführt und gewonnen).

Der weitaus überzeugendere Grund, eine in Lizenz produzierte Recreation zu kaufen ( der Begriff „Original“ trifft eigentlich nicht zu, da es immer nur ein Original geben kann ), ist die Verarbeitung und die Auswahl des Materials.  Billig produzierte „Klassiker“ entsprechen weder den ursprünglichen Entwürfen, noch reichen sie bei Qualität und Ausführung an das heran, was von den Stiftungen und Lizenzgebern verlangt wird. Bei Cassina und ClassiCon wird jedem Klassiker ein Etikett mit dem Originalnachweis und einer Seriennummer beigefügt, das als Beweis für die Authenzität des Produktes dient.

Nur ein in Lizenz produzierter Klassiker hat einen materiellen Wert, ist nicht modischer Einrichtungsgegenstand, sondern anerkanntes Design mit Kulturanspruch und somit eine Wertanlage.